Hintergrund

Verantwortung übernehmen

CORPORATE RESPONSIBILITY BEI DER EDDING AG IN AHRENSBURG

Text: Benjamin Hellwig
Fotos: edding AG

Das Headquarter der edding AG in Ahrensburg

Per Ledermann, CEO der edding AG, führt mit der Implementierung von CR-Maßnahmen die Philosophie des Unternehmens fort - im Spannungsfeld zwischen Wettbewerb, Gewinn und gesellschaftlicher Verantwortung. Ein Blick hinter die Kulissen des Ahrensburger Familienbetriebes.

„Interessiere dich für die Zukunft. Du wirst schließlich den Rest deines Lebens darin verbringen.“ Die Worte des US-amerikanischen Schriftstellers Mark Twain (1835-1910) haben das Potential, wachzurütteln. Sich als Einzelperson oder Gesellschaft zukunftsfähig aufzustellen bedeutet, aufrichtiges Interesse zu leben und eine klar positionierte Verantwortung zu übernehmen. Im unternehmerischen Wirtschaften haben sich in den letzten zehn Jahren Strukturen etabliert, die diesen Grundsätzen eine Form geben. CR. Corporate Responsibility. Der Begriff steht für die Verantwortung von Unternehmen als Teil der Gesellschaft für die sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen ihres Handelns.

Bildhaft vereint: Grafisches Zusammenspiel zwischen Hamburg und Bautzen

Abfallkonzepte und Energieeffizienzmaßnahmen. Umweltfreundliche Optimierung logistischer Prozesse und sparsamer Einsatz von natürlichen Ressourcen. Vorbeugung und Abschaffung ausbeuterischer Kinderarbeit und Einführung innovativer Arbeitszeitmodelle. Das Engagement hat vielfältige Gesichter und betrifft, vom Zulieferer in der Ferne bis zum Hauptsitz in Schleswig-Holstein, alle Bereiche einer Wertschöpfungskette. Für gewöhnlich beruhen CR-Strukturen innerhalb eines Betriebes auf dessen Eigeninitiative und gehen mitunter über gesetzliche Vorgaben hinaus. Für Verbraucher ist ein kritischer Blick daher lohnenswert: Wie ernsthaft werden die proklamierten Ziele verfolgt? Und aus welcher Motivation heraus?

Besteht der einzige Antrieb für CR-Maßnahmen darin, sie sich für eigene Profitinteressen zunutze zu machen, droht ihnen ein jähes Ende. Sobald nämlich dieser Erfolg ausbleibt, werden die Programme wieder eingestampft. Ist CR andererseits den verantwortlichen Menschen eine Herzensangelegenheit, ist daraus entstehend auch auf wirtschaftlicher Ebene ein anhaltendes Wachstum möglich. Entlang der Wertschöpfungskette Innovationen aufzuspüren, die sowohl der Gesellschaft zugutekommen, als auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken, kann daher als Win-Win-Situation betrachtet werden.

„Die Ideen aus der Mitte des Unternehmens sprudeln nicht, wenn deine Hauptmotivation der finanzielle Profit ist.“

Per Lebermann, Vorstandsvorsitzender der edding AG
Per Ledermann,
Vorstandsvorsitzender der edding AG

„Die Ideen aus der Mitte des Unternehmens sprudeln nicht, wenn deine Hauptmotivation der finanzielle Profit ist“, sagt Per Ledermann. Der Vorstandsvorsitzende der edding AG mit Hauptsitz im schleswig-holsteinischen Ahrensburg betont, der sorgsame Umgang mit den natürlichen Ressourcen sei bei der edding AG keineswegs Zeichen eines aktuellen Bewusstseinswandels. „Er ist vielmehr von jeher Teil unsere Firmenphilosophie, die unsere Gründer Carl-Wilhelm Edding und Volker Ledermann dem Unternehmen gegeben haben“, betont er. Dazu gehöre von Beginn an auch der Aspekt der Nachfüllbarkeit von Schreibgeräten. Was 1960 mit einem Startkapital von 500 D-Mark sowie einer einfachen Schreibmaschine beginnt, erwächst bis heute zu einem globalen Konzern mit großem Produktsortiment. Das Familienunternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Markier- und Schreibwaren unter der Marke edding sowie Produkte aus dem Segment „Visuelle Kommunikation“ unter der Marke Legamaster.

Per Ledermann, seit 2005 Nachfolger seines Vaters Volker, will jene Philosophie weiterführen.

Um sich strukturiert mit allen Bereichen von CR auseinanderzusetzen, holt man Mitte 2014 einen unabhängigen Dienstleister ins Boot. Mit der ’Gesellschaft für Nachhaltigkeit‘ aus Bremen und der Hilfe des Leitfadens ISO 26000 sprechen die Verantwortlichen alle relevanten Themen an und gießen sie in die für die edding AG passende Form. Zahlreiche Workshops sowie Expertengespräche führen zu nahezu 70 verbindlichen Zielen. Patricia Siebel ist am Standort Ahrensburg tätig und für Umweltmanagement und CR-Koordination des Familienunternehmens zuständig. Sie hebt die aus der Auditierung hervorgegangenen Themen und deren Verpflichtung gegenüber den gesetzten Prinzipien hervor: das Unternehmen habe sich aus den Kernthemen des Leitfadens fünf Handlungfelder herausgesucht: Strategie, Produkte, Umwelt, Gesellschaft und Unternehmenskultur.

„Älteren Mitarbeitern bieten wir individuelle Altersteilzeitregelungen.“

Patricia Siebel, Umweltmanagement und CR-Koordination

Im Handlungsfeld Umwelt orientiert man sich an den Umweltmanagementnormen ISO 14001 und 50001. Mit den Zertifizierungen 2008 und 2014 schafft sich das Unternehmen die Basis, um dem langjährigen und wachsenden Engagement eine anerkannte Glaubwürdigkeit zu verleihen. Einen Aspekt dieser Zertifizierungen betrifft die Photovoltaikanlagen auf den Dächern des Hochregallagers des Headquarters in Ahrensburg und der Produktionsstätte in Bautzen. Jährlich gewinnt die edding AG auf diese Weise rund 179.000 Kilowattstunden und vermeidet pro Jahr etwa 158 Tonnen CO2-Emissionen. „Durch den Einsatz von energieeffizienten Leuchtstoffröhren, Bewegungsmeldern und Lichtsensoren konnten wir in Bautzen und Ahrensburg darüber hinaus bereits jeweils rund 30 Prozent Strom einsparen“, sagt Siebel. Seit 2011 erweitert ein Elektroauto die Fahrzeugflotte des Unternehmens, es ist für Kurzstrecken im Einsatz und tankt Ökostrom von der eigenen E-Tankstelle.

Patricia Siebel,
Umweltmanagement und CR-Koordination

Zum Feld Unternehmenskultur erläutert sie: „Unsere Mitarbeiter sollen sich bei der edding AG wohl fühlen. Darum wird alles daran gesetzt, den persönlichen Bedürfnissen gerecht zu werden und Lösungen für unterschiedlichste Lebensumstände zu finden. So entlasten wir beispielsweise Mütter beim Wiedereinstieg in unser Unternehmen durch flexible Arbeitszeiten, die Option, von zu Hause aus zu arbeiten sowie eine Notfall- und Sonderzeitenbetreuung für Kinder, derzeit nur am Standort Ahrensburg. Ich arbeite gerade an Lösungen für die Standorte Wunstorf, Vertrieb national, und Bautzen, Produktion“, sagt Siebel. Und ergänzt: „Älteren Mitarbeitern bieten wir individuelle Altersteilzeitregelungen, zum Beispiel durch eine stufenweise Reduzierung der Arbeitszeit, um einen gleitenden Übergang in den Ruhestand zu ermöglichen.“

Im Handlungsfeld Umwelt orientiert man sich an den Umweltmanagementnormen ISO 14001 und 50001. Mit den Zertifizierungen 2008 und 2014 schafft sich das Unternehmen die Basis, um dem langjährigen und wachsenden Engagement eine anerkannte Glaubwürdigkeit zu verleihen. Einen Aspekt dieser Zertifizierungen betrifft die Photovoltaikanlagen auf den Dächern des Hochregallagers des Headquarters in Ahrensburg und der Produktionsstätte in Bautzen. Jährlich gewinnt die edding AG auf diese Weise rund 179.000 Kilowattstunden und vermeidet pro Jahr etwa 158 Tonnen CO2-Emissionen. „Durch den Einsatz von energieeffizienten Leuchtstoffröhren, Bewegungsmeldern und Lichtsensoren konnten wir in Bautzen und Ahrensburg darüber hinaus bereits jeweils rund 30 Prozent Strom einsparen“, sagt Siebel. Seit 2011 erweitert ein Elektroauto die Fahrzeugflotte des Unternehmens, es ist für Kurzstrecken im Einsatz und tankt Ökostrom von der eigenen E-Tankstelle.

Photovoltaikanlage des Werks in Bautzen.

Ein weiterer Aspekt: Im Oktober 2010 nimmt das Unternehmen in Ahrensburg ein Blockheizkraftwerk in Betrieb, dessen mit Erdgas betriebener Verbrennungsmotor 50 Kilowattstunden elektrische Energie erzeugt – ein Drittel des Tagesbedarfs und den gesamten Nachtbedarf von 18 bis 6 Uhr. „Darüber hinaus arbeiten wir mit Wärmerückgewinnung. Die Kühlschränke in der hauseigenen Kantine produzieren so viel Wärme, dass das gesamte warme Wasser für die Küche damit aufgeheizt werden kann“, erläutert Siebel.

Auf Herausforderungen zu stoßen gehört bei der Umsetzung von CR-Maßnahmen in allen Branchen dazu. Es gibt immer noch viele Felder, auf denen auch edding noch besser werden kann, beispielsweise durch vermehrte Einflussnahme auf die gesamte Lieferkette. „Wir sind gerade dabei, unsere Lieferanten noch verstärkter unter CR-Gesichtspunkten zu entwickeln. Um uns zunächst einen Überblick zu verschaffen, wurden alle Lieferanten angeschrieben und befragt, welche CR-Maßnahmen dort im Unternehmen bereits umgesetzt wurden bzw. bestehen“, sagt Siebel. Häufig sei es eine Gratwanderung zwischen dem, was preislich und qualitativ möglich ist und dem, was in den jeweiligen Ländern angeboten wird. Wichtig ist, dass Ökologie, Ökonomie und soziale Komponenten gleichermaßen Berücksichtigung finden.

Manchmal müsse man Lieferanten aus Ländern beauftragen, in denen CR überhaupt noch kein Thema ist. Hier sei es dann besonders schwer, die notwendigen Informationen zu erhalten, um abschätzen zu können, dass die selbstgesteckten Ziele hinsichtlich CR auch erreicht werden.

Fertigungsanlage der Eco-Line in Bautzen

Die langjährigen Geschäftsbeziehungen mit vielen der Lieferanten seien daneben aber als positiver CR-Effekt zu werten.

Auch der Bereich Logistik ist für viele Unternehmen ein herausforderndes CR-Tätigkeitsfeld. Auskünfte über Emissionen der eingesetzten Fahrzeuge sind oftmals gering, Routenoptimierung ein ebenfalls wunder Punkt. Besonders im Hinblick auf den Onlinehandel. Kunden erwarten ihre Ware am liebsten sofort und für wenig Ware muss man sehr flexibel sein, was eine Tourenoptimierung erschwert. Auch sei beim Einsatz von Speditionen nie garantiert, dass diese die Aufträge nicht an Sub-Unternehmen weitergeben, deren Arbeitsbedingungen nicht mit dem eigenen CR-Gewis- sen zu vereinbaren seien.

„Ich habe den Wunsch, dass wir eines Tages den Stift präsentieren können, der als Ganzes kompostierbar ist.“

Per Lebermann

Einen Meilenstein in der eigenen Unternehmensgeschichte setzte die edding AG mit der Einführung der Produktreihe EcoLine, zu der auch ein Textmarker gehört. „Kappe und Schaft des Textmarkers bestehen zu mindestens 90 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen, das Mundstück zu mindestens 97 Prozent aus recyceltem Material, die Tinte wird auf Wasserbasis hergestellt. Zur Serie gehören zudem Permanent-, Board- und Flipchartmarker. Diese Marker werden zu 90 Prozent aus recyceltem Material hergestellt, davon sind 83 Prozent Postconsumer-Recyclingmaterial. Durch den Einsatz dieses Materials verringert sich der Einsatz von Neumaterial erheblich und vermeidet so den Ausstoß von bis zu 83 Tonnen CO2 pro Jahr“, betont Ledermann die ökologischen Erfolge des Produktsegments. Und ergänzt abschließend: „Ich habe den Wunsch, dass wir eines Tages den Stift präsentieren können, der als Ganzes kompostierbar ist.“ Visionäre Gedanken unternehmerischen Handelns, die das Potential haben, andere Verantwortliche wachzurütteln. Für ein starkes Interesse an einer besseren Zukunft.

 

Meilensteine Corporate Responsibility bei der edding AG

  • 1991

    Mitgliedschaft im Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewusstes Management e.V. (B.A.U.M.)
  • 1995

    Auszeichnung für Volker D. Ledermann mit dem B.A.U.M.-Umweltpreis für langjährigen und beispielhaften Unternehmenseinsatz im Bereich des Umweltmanagements.
  • 2003

    Gründung der edding Academy, um Mitarbeitern die Möglichkeit zu bieten sich freiwillig und selbstständig während der Arbeitszeit fortzubilden.
  • 2005

    Ausarbeitung und Unterzeichnung eines Regelwerks und Ehrenkodexes für die Papier-, Büro- und Schreibartikel-Branche mit Grundsätzen für ein faires Geschäftsverhalten.
  • 2007

    Gründung der Fachabteilung „Umwelt & Soziales“.
  • 2008

    Einführung der EcoLine-Produktserie: Permanent- und Boardmarker, deren Kunststoffteile mittlerweile aus mindestens 90 Prozent recyceltem Material bestehen. Einführung des Textmarkers aus nachwachsenden Rohstoffen.
  • 2011

    Auszeichnung mit dem Energy Masters Award als bestes von drei nominierten Unternehmen in der Kategorie „Energieeffizienz im Mittelstand“.
  • 2013

    Einführung eines Rücknahmesystem für leere Marker zwecks fachgerechter Entsorgung von nicht recycelbaren Teilen sowie Rückführung verwendbarer Wertstoffe wie Kunststoff in den Produktionskreislauf.
  • 2015

    Auszeichnung der EcoLine Serie durch die Brand-Marketing-Organisation GREEN BRANDS als eine von 34 deutschen Marken.
  • 2016

    Nutzung von Post-Consumer-Kunststoffen in der Produktion der EcoLine. Durch die Verwertung von Plastikabfällen verringert sich erheblich die Verwendung von Neumaterial. Auf diese Weise kann ein Ausstoß von bis zu 83 Tonnen C02 pro Jahr vermieden werden.
  • 2016

    Auszeichnung des German Brand Award in der Kategorie „Excellence in Branding“ als ’Sustainable Brand of the Year‘.
  • 2017

    Aktuell ist die edding AG nach folgenden Zertifizierungen auditiert: 90001, 14001, OHSAS 18001, 50001 sowie CR-Audit agv (audit-gesellschaftliche-verantwortung)

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