Update von unserem Mitglied Afghanistan Schulen

Die aktuelle Situation in Afghanistan

Autorin: Marga Flader

Arbeitsverbote für Frauen in Hilfsorganisation, keine Unterstützung im Bildungsbereich durch ausländische NROs, Mädchen dürfen die Schule nur bis zur 6. Klasse besuchen, kein Universitätsstudium (nur Medizin), Kleidungsvorschriften, kein Hamam-Besuch für Frauen, keine Reisen ohne männliche Begleitung (Ehemann/Sohn/Bruder), Schließung von Schönheitssalons. Was werden sich die Taliban noch einfallen lassen?

Das Ziel scheint zu sein, die Frauen vollständig aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen. So sehen es einige der Machthaber, aber längst nicht alle. Es gibt Kritik insbesondere am Bildungsverbot für ältere Mädchen und Frauen, selbst innerhalb der de-facto Regierung, und fernab der Hauptstadt Kabul und der Hauptstadt der Taliban (Kandahar im Süden) wird manches anders gehandhabt: 

Auch im Norden Afghanistans, wo unser Verein arbeitet, sind die Mädchenschulen für Schülerinnen ab Klasse 7 geschlossen. Aber unsere Mitarbeiterinnen können arbeiten. Nachdem der Unterricht an unserem Ausbildungszentrum ein halbes Jahr mit WhatsApp, mit Unterrichtsvideos über Kabel-TV und YouTube oder in kleinen Gruppen im Privathaus und in der Bücherei gestaltet werden musste, haben es unsere Mitarbeiter*innen erreicht, dass unsere Schüler*innen seit 13. Juni 2023 wieder ihre Kurse besuchen können. 

Arbeiten auf der Ladefläche des Schiffes

Im April/Mai 2023 waren die Nähkurse an unseren drei Frauenzentren wieder angelaufen. Inzwischen hat auch der Englisch- und Computerunterricht wieder begonnen, und Frauen kommen auch wieder zu den allgemeinbildenden Vorträgen. Unsere Vertretung in Afghanistan beschäftigt 62 Frauen und 47 Männer. 27 Lehrerinnen und 20 Lehrer bilden sich mit einem Referendariat bei uns fort. 862 Mädchen/junge Frauen und 616 Jungen nehmen an unseren Kursen teil. Zwei Gruppen von jeweils 10 jungen Frauen aus Andkhoi, die ein Online-Studium an einer internationalen Universität anstreben, erhalten von zwei Lehrerinnen in Kabul online Intensiv-Englischunterricht. Gern würden wir ein weiteres Programm für 100 junge Frauen aus Mazar aufbauen, aber hierfür fehlen uns (noch) die nötigen Spenden.

Über eine weitere Partnerorganisation, Bauunternehmen und Zulieferer haben viele weitere Personen ein Einkommen. Wir sind sehr froh, dass wir nicht aufgegeben haben, als die Taliban Mitte 2021 die Macht übernommen hatten. Heute ist die wirtschaftliche Lage bedrohlich. Die Armut wie die Dürre fast unerträglich. Über unsere Partner*innen erreichen wir die Menschen direkt und können helfen. Im Gegensatz zur ersten Taliban-Herrschaft sind wir heute per E-Mail, Telefon und über Videogespräche mit ihnen verbunden. Sogar kurze Videos erhalten wir. So können wir uns z.B. das Leben im Lager für Binnenvertriebene, das sich langsam zu einer Siedlung entwickelt, besser vorstellen. Wir haben hier auf Bitten der Bewohner*innen eine Schule aufgebaut, die heute von 400 Jungen und Mädchen der Klassen 1-5 besucht wird. Dennoch können wir es kaum erwarten, sie persönlich zu besuchen. Wir werden berichten, wie es weitergeht. Prognosen machen wir inzwischen nicht mehr.  

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