Lernort

Mitgestalten statt nur lernen

Wie aus einer spontanen Idee reale Stadtpolitik werden kann

Text: Marco Klemmt

In der Schule am Meer in Büsum haben Schüler*innen einen spannenden Prozess in Gang gesetzt: ihr Engagement in einer AG Fairer Handel führte erst zur Ernennung ihrer Schule zur ersten Fairtrade-School in Dithmarschen - und im Herbst 2020 hat sich auch die Stadt auf ihre Anregung hin als Fairtrade-Town beworben. Darüber wollten wir aus erster Hand mehr erfahren.

"Das hätten wir nie gedacht!", freut sich die 17jährige Leonie Johannsen. "Ja, und unsere AG hat es angestoßen!", stimmt ihr Jannis Meister, 15 Jahre, durchaus stolz zu. Die beiden engagieren sich bereits seit Jahren in der Fairtrade AG ihrer Schule am Meer in Büsum. In der Gruppe gelten sie als "alte Hasen" in Sachen Fairer Handel.

Knapp 20 Schüler*innen treffen sich seit 2014 ein Mal wöchentlich und beschäftigen sich mit dem Fairen Handel. Mal theoretisch, meistens aber praktisch. Denn das ist das wichtigste: Rausgehen und den Gedanken des fairen Handels in die (Schul-)Welt zu tragen. Die Jüngsten in der AG sind 11 Jahre alt. Viele, so wie Leonie und Jannis, schnuppern dann nicht nur mal zum Beginn des neuen Schuljahres rein, sondern bleiben bis zum Schulabschluss dabei. In der AG wird selbstbestimmt gelernt, sich ausgetauscht und geplant. Fächer- und jahrgangsübergreifend, wobei die Großen die Neuen anleiten. "Es macht halt einfach Spaß. Und ich finde es wichtig, sich für andere einzusetzen. Gerade für die, denen es nicht so gut geht, wie den Bauern im Globalen Süden", erklärt Jannis.

Ich finde es wichtig, sich für andere einzusetzen. Gerade für die, denen es nicht so gut geht, wie den Bauern im Globalen Süden

Jannis Meister
Wieder tragbar: Urbaner Rucksack mit Roll-Up.
Foto: Bridge & Tunnel

2015 hat die AG ihr großes Ziel erreicht: die Schule am Meer wurde als erste Fairtrade School in Dithmarschen zertifiziert. "Mittlerweile", so Britta Baar, Lehrerin und Leiterin der Fairtrade-AG, "wissen in der Schule alle über fairen Handel Bescheid, kennen das Siegel für den fairen Einkauf und machen mit bei unseren Aktionen." Wie etwa bei der jährlichen Teilnahme an der bundesweiten Fairen Woche im Herbst oder an besonderen Aktionstagen wie dem "Banana-" und "Coffee-FairDay".

Und jetzt das. Was im Frühjahr 2020 im Rahmen der Rezertifizierung anfangs nur ein spontaner Gedanke war, hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem wahren Lehrstück an Partizipation und Mitgestaltung entwickelt: die Stadt Büsum will sich als Fairtrade-Stadt anerkennen lassen. "Wir haben unter anderem den Bürgermeister und die Ratsmitglieder eingeladen, um sie von der Idee zu überzeugen", erzählt Leonie. Und sie kamen nicht nur alle und hörten den Schüler*innen bei ihrer Präsentation angeregt zu, nein, sie sagten spontan auch ihre Unterstützung zu. Dann ging alles Schlag auf Schlag: der Antrag wurde im Rat beschlossen, es gründete sich eine Steuerungsgruppe, die notwendigen Daten wurden gesammelt - und im September brachte Bürgermeister Hans-Jürgen Lütje den Brief mit den Bewerbungsunterlagen persönlich zur Post.

2015 hat die AG ihr großes Ziel erreicht: die Schule am Meer wurde als erste Fairtrade School in Dithmarschen zertifiziert. "Mittlerweile", so Britta Baar, Lehrerin und Leiterin der Fairtrade-AG, "wissen in der Schule alle über fairen Handel Bescheid, kennen das Siegel für den fairen Einkauf und machen mit bei unseren Aktionen." Wie etwa bei der jährlichen Teilnahme an der bundesweiten Fairen Woche im Herbst oder an besonderen Aktionstagen wie dem "Banana-" und "Coffee-FairDay".

Und jetzt das. Was im Frühjahr 2020 im Rahmen der Rezertifizierung anfangs nur ein spontaner Gedanke war, hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem wahren Lehrstück an Partizipation und Mitgestaltung entwickelt: die Stadt Büsum will sich als Fairtrade-Stadt anerkennen lassen. "Wir haben unter anderem den Bürgermeister und die Ratsmitglieder eingeladen, um sie von der Idee zu überzeugen", erzählt Leonie. Und sie kamen nicht nur alle und hörten den Schüler*innen bei ihrer Präsentation angeregt zu, nein, sie sagten spontan auch ihre Unterstützung zu. Dann ging alles Schlag auf Schlag: der Antrag wurde im Rat beschlossen, es gründete sich eine Steuerungsgruppe, die notwendigen Daten wurden gesammelt - und im September brachte Bürgermeister Hans-Jürgen Lütje den Brief mit den Bewerbungsunterlagen persönlich zur Post.

"Bei mir hat es auch das Interesse an Politik generell geweckt

Leonnie Johannsen

Für Leonie und Jannis ist klar: diese Art der außerschulischen Bildung hat sie positiv beeinflusst. Sie haben gelernt, Verantwortung für andere zu übernehmen, sich Themen so zu erschließen, dass sie sich trauen, schulinterne Veranstaltungen zu machen und nun sogar vor Vertreter*innen aus Verwaltung, Poiltik und Wirtschaft für eine Sache zu werben, von der sie überzeugt sind.

Eine Entwicklung, die auch Britta Baar bestätigen kann: "Unsere Fünftklässer*innen kommen manchmal vielleicht auch erst einmal, weil es bei uns dann mal ab und zu faire Naschereien gibt. Aber nach und nach entwicklen sie eine Empathie, spüren diffus eine Ungerechtigkeit und fangen an, Fragen zu stellen, sich einzubringen." So verbessern die Schüler*innen ganz nebenbei ihre sog. soft-skills. Und mit der Umsetzung der geplanten Aktionen erfahren sie zudem Erfolgserlebnisse jenseits von guten Noten. "Bei mir hat es auch das Interesse an Politik generell geweckt", sagt Leonie. Sie engagiert sich auch ausserhalb der Schule ehrenamtlich, z.B. im Jugendparlament.

Wie ernst den Schüler*innen das Anliegen eines fairen Handels ist, zeigt auch, dass sie unbedingt Teil der Steuerungsgruppe werden wollten, um so auch auf der größeren Bühne "Stadtpolitik" mitreden zu wollen und auch zu können!

Die Schule am Meer zeigt: Schule kann mehr.

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