Flensburger Schifffahrtsmuseum
Text: Benjamin Hellwig
Fotos und Abbildungen: Flensburger Schifffahrtsmuseum
Was verbindet die Stadt Flensburg mit Zucker, Rum und Sklaverei? Im Schifffahrtsmuseum direkt am Ufer der Förde können Besucher verstehen lernen, wie Flensburg im 18. Jahrhundert dank des Rumhandels eine Blütezeit erlebt, die mit einer oftmals ausgeblendeten Schattenseite einhergeht.
Wer in Flensburg auf geschichtliche Entdeckungsreise geht, trifft an vielen Orten auf Spuren kolonialer Geschichte. Die Fördestadt ist im 18. Jahrhundert neben Kopenhagen und Altona ein bedeutendes Handelszentrum im Norden. 1755 entsenden Kaufleute und Reeder das erste Schiff nach Westindien, um die dänische Kolonie auf den drei karibischen Inseln St. Thomas, St. John und St. Croix mit Waren zu versorgen. Der Westindienhandel beginnt und prägt fortan die Flensburger Wirtschaft. Durch den Handel und die Weiterverarbeitung sogenannter Kolonialwaren erleben viele Flensburger Bürger einen regelrechten Wirtschaftsboom. Die Ziegeleien entlang der Förde produzieren massenhaft Baustoffe für die Inseln. Seeleute, Kapitäne, Kaufleute, Schiffbauer, Handwerker und Bauern profitieren.
Die Wirkungen dieses wirtschaftlichen Aufschwungs sind bis heute kennzeichnend für Flensburg. Mit dem Beinamen „Rum-Stadt“ zehrt man noch heute vom Reichtum dieser Zeit. Die Schattenseiten dieser damaligen Handelsbeziehungen sind vielen Menschen heute jedoch weitaus weniger präsent. Gewalt, Leid und Ausbeutung im Zuge der Versklavung von Millionen afrikanischer Frauen, Männern und Kindern sind ein Teil der Geschichte.
Wie gehen wir heute mit unserem kolonialen Erbe um? Wie prägen die Folgen des europäischen Kolonialismus unsere Welt? Im Flensburger Schifffahrtsmuseum, untergebracht im restaurierten historischen Zollpackhaus, können Besucher diesen Fragen begegnen. Mit der Ausstellung „Zucker, Rum und Sklaverei“ bietet der außerschulische Lernort vielfältige methodische Ansätze, um den Blick auf die eigene Geschichte aus anderer Perspektive zu erleben.
In der Stadt finden sich zudem zahlreiche weitere Erinnerungsorte dieser Zeit, die mit einem Besuch im Schifffahrtsmuseum kombiniert werden können. Dazu zählt beispielsweise der Zuckerhof Kracke, eine der damals fünf größten Zuckersiedereien Flensburgs. Der Speicher auf der Nordseite wurde um 1820 errichtet, das Vorderhaus 1906 erneuert. Ein weiteres kulturhistorisches Gebäude ist der Westindienspeicher. Er diente als Lagerhaus für die Waren aus den Handelskooperationen mit der dänischen Kolonie. Neben Rum bewahrte man hier beispielsweise Rohzucker, Tabak, Tee, Kakao und Gewürze auf.
Ansprechpartnerin
Frauke Ahrens
Telefon: 0461-85 2054
E-Mail: ahrens.frauke@stadt.flensburg.de
Weitere Infos und Kontakt
Flensburger Schifffahrtsmuseum
Schiffbrücke 39
24939 Flensburg
Tel.: 0461-85 29 70
E-Mail: schifffahrtsmuseum@flensburg.de
www.schifffahrtsmuseum-flensburg.de und www.sonderjylland-schleswigkolonial.eu