Blühende Hoffnung: Christian Opayi Mudimu's Mission für eine grüne Zukunft

Bild 1. Dr. Christian Opayi Mudimu beim Einpflanzen von Bäumen: Ein Schritt zur Wiederbelebung der Natur

Autorin: Andrea Ramelow

Für die nächste Interview der Reihe „Klimadialoge: Mutige Stimmen für unseren Planeten“ treffe ich Dr. Christian Opayi Mudimu in seinem Labor für Physiologie und Biotechnologie der pflanzlichen Zelle an der Uni Kiel. Direkt bittet er mir  ein paar Kekse, Getränke und ein großes Lächeln an. Da ich sehr neugierig auf sein Karriereweg bin, fange ich direkt mit meinen Fragen an.

Christian ist ein engagierter Wissenschaftler und Dozent an der Uni Kiel. Er ist in der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, Kinshasa geboren und lebt seit 1997 in Deutschland. Für das Studium musste er Deutsch lernen – “die schwierigste Zeit meines Lebens”- drückt er grinsend aus. Danach hat er in Kassel Biologie studiert und in Göttingen promoviert und auch in der Normandie gelebt. Seine Frau wollte jedoch nicht im Ausland leben, weshalb er nach Deutschland zurückkehrte und seit Mai 2009 wieder in Kiel arbeitet. Er hat zwei Töchter und lebt mittlerweile in Hamburg.

Die Demokratische Republik Kongo ist der zweitgrößte Staat Afrikas, 6-mal so groß wie Deutschland. Kinshasa ist die Hauptstadt mit mehr als 16 Millionen Einwohner*innen. Es herrscht ein tropisches Klima. Hier sind die größten noch existierenden Regenwaldgebiete Afrikas zu finden. Es zählt zu den 17 Megadiversitätsländern d. h. der Länder mit der größten Artenvielfalt weltweit. Beispielweise: Es gibt allein über 1300 verschiedene Arten von Schmetterlingen. In keinem anderen Land weltweit ist dieser Wert größer.

Während seiner Studienzeit war das Geld knapp, doch 2009, nach Abschluss seiner Doktorarbeit, erhielt er eine volle Stelle und verdiente genug, um seine Familie zu unterstützen und Reisen zu finanzieren. Nachdem er 17 Jahre lang nicht in den Kongo reisen konnte, besuchte er 2009 endlich wieder seine Familie.

Dieser Besuch nach 14 Jahren Abwesenheit war ein Schock für ihn. Der Krieg und die andauernden Konflikte hatten das Land schwer getroffen. Besonders die Folgen des Genozids in Ruanda, der viele geflüchtete Menschen und Rebell*innen in den Kongo trieb, hatten verheerende Auswirkungen. Der Konflikt um wertvolle Rohstoffe wie Kobalt, das für Elektrofahrzeuge und -geräte benötigt wird, verschärfte die Lage.

Die fast 100 Millionen Einwohner*innen im Kongo lassen sich in mehr als 200 Ethnien einteilen. Es gibt eine große Sprachenvielfalt ca. 400 Dialekte, die Verkehrssprache ist Französisch. Trotz oder gerade wegen seines Rohstoffreichtums zählt der Staat, bedingt durch jahrzehntelange Ausbeutung, Korruption und jahrelange Kriege, heute zu den ärmsten Ländern der Welt.

Bild 2. Christian bei der Vergabe von Workshopsmaterialien an die Teilnehmer*innen vor Ort

 

„Sie führen unnötige Kriege“, sagte Christian. Er ist der Meinung, dass die Rohstoffe auf andere Weise gewonnen werden könnten. Angesichts der Zerstörung entschied sich Christian, aktiv zu werden. Im Jahr 2011 startete er sein erstes Projekt zur Unterstützung von Waisen- und Straßenkindern. Er setzte sich dafür ein, Schulgebühren für diese Kinder zu übernehmen und arbeitet bis heute an ähnlichen Projekten.

Er ist auch an Klima-Projekten beteiligt, mit denen er sich für Lösungen im Bereich Klimakrise engagiert. Seine Projekte in Deutschland umfassen auch die Unterstützung von Obdachlosen und anderen sozialen Initiativen. Sein Engagement gibt ihm Kraft und Energie. Er sieht seine Arbeit nicht nur als Beruf, sondern auch als Hobby, durch das er einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet. Seine starke Stimme und positive Persönlichkeit finde ich beeindruckend, angesichts der Weltlage. Sie geben mir Hoffnung.

 

 

 

 

Das Gebiet des heutigen Staates kam im Jahr 1885 unter belgische Kolonialherrschaft. Der belgische König Leopold II. etablierte ein Kolonialregime, das als eines der grausamsten überhaupt gilt.  Viele Menschen wurden misshandelt, gequält und brutal verstümmelt.  In Folge dessen konnten sich viele Menschen selbst sowie ihre Familien nicht mehr ernähren und verhungerten. Manchen Historiker*innen sprechen von 10 Millionen Toten. Seit 1960 ist das Land unabhängig.

Herausforderungen bei der Projektumsetzung

Bild 3. Einpflanzen von Bäumen mit den Teilnehmenden von Ort

Die größte Herausforderung bei der Durchführung der Projekte ist das Management, sagt Christian. Da Christian in Deutschland lebt, muss er Gelder in den Kongo schicken und sicherstellen, dass diese korrekt verwendet werden. Viele Menschen verstehen nicht die Mühen und Vorschriften, die mit der Projektfinanzierung verbunden sind.

Klimadialoge 1, 2, und “(Entwicklungs-)hilfe”

Christian Opayi Mudimu verfolgt eine spezifische Strategie: Die Menschen vor Ort müssen selbst Projekte und Ideen entwickeln. „Wenn es ihre eigene Idee ist, komme ich nur dazu, suche Finanzierung und helfe ihnen, diese Idee zu verwirklichen“, erklärt er.

Erste Schritte

Im Oktober 2021 begann das Pilotprojekt Klimadialoge bei Bündnis eine Welt Schleswig-Holstein e.V. – um das Thema des Klimawandels in der Partnerschaftsarbeit der Mitgliedsvereine sichtbar und bewusst zu machen. Zunächst für ein Jahr haben zwei Mitgliedsvereine des BEI´s – Njonuo Fe Mo Frauenwege in Togo e.V. mit Andrea Bastian (Vorstandsitzende und Klimadialoge Mitglied) und Lisungi e.V. mit Christian– mit ihren Partner*innen in Togo und im Kongo Baumpflanzaktionen durchgeführt. Verbunden waren diese mit Bildungsmaßnahmen und Veranstaltungen, die an Schulen und in Umweltclubs in beiden Ländern stattfanden. Junge Menschen wurden zu Themen des Klimawandels sensibilisiert und angeregt, selbst Verantwortung zu übernehmen für ein besseres Klima und die Verbesserung ihrer Ernährungsgrundlagen.

Klimakrise und “(Entwicklungs-)hilfe”

Bild 4. Mehrere Pflanzaktionen mit den Teilnehmenden von Ort

„Was hat dich motiviert, diese Aktivitäten fortzusetzen oder neue Projekte zu starten?“ Christian antwortet: „Der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern und Projekten waren sehr motivierend.“ Er berichtet von einem Austauschprojekt mit Togo, bei dem sie verschiedene Methoden voneinander lernten. Zum Beispiel schützen sie in Togo junge Bäume mit Stangen, während in Kinshasa alte Autoreifen verwendet wurden. „Es ist wichtig, voneinander zu lernen und sich auszutauschen“, sagt er, danach haben die Menschen im Kongo auch die Strategie mit den Stangen übernommen.

Dieser Austausch war inspirierend und förderte Freundschaften zwischen den Mitarbeiter*innen im Kongo und in Togo. Christian betont, dass solche Dialoge und Zusammenarbeit wichtig, aber oft schwierig zu organisieren sind.

 

Klimadialoge 2

Klimadialoge 2.0 ist ein länderübergreifendes Projekt, das die Herausforderungen der Klimakrise gemeinsam mit Partner*innen vor Ort durch Aufforstungsprojekte sowie Bildung und Erfahrungsaustausch bekämpft. Gleichzeitig wird in Schleswig-Holstein das Netzwerk 'Klimawandel und Wälder' entwickelt, um fachliche Kooperationen und Mittelakquise zu fördern. Bei diesem Projekt plant Christian, zusammen mit den Partnerorganisation Aide au Développement du Congo und die Südpartner*innen von Fondation Dada et Lin, Kinshasa, demokratische Republik Kongo diese Austauschtreffen fortzusetzen, „Ich hoffe, dass es dadurch besser wird und wir langfristig positive Auswirkungen erzielen können.“

In Zusammenarbeit mit einem Agrarwissenschaftler vor Ort möchten FODALIN und ADCO e.V. durch eine Diversifizierung der Obstbäume einen strukturreichen den Schulwald -ein kleines Waldstück in der Nähe einer Schule- in der Hauptstadt etablieren. Zusätzlich zu den Obstbäumen werden auch lokale Bäume, die viele Raupen (Imbrasia epimethea) als Futterpflanze nutzen, vorgesehen. Durch die Entstehung von Raupen und damit Schmetterlingen möchte FODALIN und ADCO e.V.  Zoochorie (also die Samenausbreitung durch Tiere) optimieren. Das macht den Schulwald, zu einem vielfältigen Lernort. Außerdem werden Raupen in Afrika als proteinreiche Nahrung für die Menschen, Fische und Tiere verwendet.

Da die Bildungsarbeit für das Gelingen von Maßnahmen des Klimaschutzes und der Ernährungssicherheit essenziell ist, soll der Schulwald ein Ort der Waldführung für alle Menschen sein und kann zugleich wichtige Anregungen für die Aufforstungsarbeit des ganzen Landes darstellen. Dabei wird die Bevölkerung sensibilisiert und motiviert, wichtige Beiträge zum Klimaschutz und zur Ernährungssicherheit zu leisten.

Bild 4. Teilnehmer*innen des Projekts Klimadialoge 2

Langfristige positive Auswirkungen

Auf die Frage nach den langfristigen positiven Auswirkungen von Klimadialoge 1 und 2 im Kongo erklärt Christian: „Die Hauptziele von Klimadialoge sind Bildung, Bekämpfung des Klimawandels und Ernährungssicherung.“ Das Projekt hat bereits 2000 Bäume gepflanzt, und die Schüler*innen lernen, wie wichtig Bäume für die Umwelt sind. „Es ist wichtig, nicht nur darüber zu reden, sondern auch praktische Beispiele zu geben“, betont er.

Die Bäume, die gepflanzt wurden, sind oft Obstbäume, die in etwa fünf Jahren Früchte tragen werden. Diese Früchte können zu Saft, Marmelade oder einfach zum Verzehr verwendet werden, was auch zur Ernährungssicherheit beiträgt. „Es ist eine langfristige Investition in die Zukunft der Kinder und der Gemeinschaft“, sagt Christian. „Wenn die Kinder in der Pause Mangos oder Avocados essen können, ist das ein großer Erfolg.“

Das Projekt hat auch eine wichtige soziale Komponente. „Für die Waisenkinder und Straßenkinder, die oft keine Perspektive haben, bieten diese Projekte eine Beschäftigung und eine Hoffnung“, erklärt Christian. „Es gibt ihnen das Gefühl, dass sich jemand um sie kümmert und dass sie eine Zukunft haben.“

„Klimadialoge 2 hat das Potenzial, das Leben vieler Menschen im Kongo positiv zu verändern“, sagt Christian. „Es geht darum, Wissen zu teilen, die Umwelt zu schützen und den Menschen Hoffnung und Perspektiven zu geben.“  Mit der Pflanzung von Raupenbäumen, die in einigen Jahren wichtige Nahrungsquellen sein werden, und der kontinuierlichen Unterstützung der Kinder zeigt das Projekt bereits vielversprechende Fortschritte. „Die Arbeit läuft sehr gut, und ich bin optimistisch für die Zukunft“, schließt er.

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