Reflexion über den Besuch von Landverteidigerinnen im indigenen Pijao Cabildo von Mesas de Inca – Kolumbien

Autorinnen: Landverteidigerinnen

Im November 2024 hatten wir, eine Delegation von Aktivist*innen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung aus verschiedenen Regionen Deutschlands, die besondere Gelegenheit, eine Besuchsreise in das indigene Pijao-Gebiet in Kolumbien zu unternehmen. Unser Ziel war der Austausch mit der Gemeinschaft von Mesas de Inca, die sich gegen die Bedrohungen durch das kanadische Ölunternehmen Parex Resources und andere Mega-Projekte verteidigt. Wir erlebten einen intensiven und bereichernden Austausch, der uns sowohl die Schönheit der Region als auch die Herausforderungen ihrer Menschen näherbrachte.

Fahrt auf dem Magdalena-Fluss, dem längsten Fluss Kolumbiens

Der Beginn unseres Aufenthalts: Ankunft und erste Eindrücke


Wir reisten an einem Wochenende an, als uns John Neuto, ein Mitglied der Gemeinschaft, seine Familie vorstellte und uns auf eine Wanderung zum Fluss mitnahm. Die wunderschöne Natur des Pijao-Gebiets zeigte uns die Bedeutung dieses Landes für die lokale Bevölkerung und die enge Verbindung zwischen den Menschen und ihrem Land. Diese Einführung war der erste Schritt in einen tiefen Austausch über die Verteidigung des Territoriums und die Verantwortung, die diese Gemeinschaft trägt.

 

In der darauffolgenden Woche nahmen wir an einer Sitzung des Cabildo teil, der Versammlung der Gemeinde und lernten die Organisation vor Ort kennen. Außerdem stellten wir unsere eigenen Kämpfe zum Schutz und zur Verteidigung von Natur und Territorien gegen Megaprojekte in Deutschland dar, wie zum Beispiel die Besetzung des„Dannenröder Waldes.” Diese Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, war sehr bereichernd und ermöglichte einen besonderen Dialog über die  gemeinsamen Herausforderungen, aber auch eklatante Unterschiede.

Workshop über soziale Bewegungen in Kolumbien und Deutschland

Workshops und Begegnungen: Austausch und praktische Aktivitäten


Ein weiterer Höhepunkt unseres Besuchs war die Teilnahme an verschiedenen Workshops mit den Kindern und Jugendlichen der Region. Wir besuchten die Schule in Lomas Mesas de San Juan, an der wir Theaterworkshops durchführten, die sich mit dem Thema Ungerechtigkeit befassten. Durch die Methode des Theaters der Unterdrückten (worum geht´s?) konnten die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Erfahrungen und Vorstellungen von Ungerechtigkeit ausdrücken und gemeinsame Alternativen entwickeln.

Im Colegio Guayaquil organisierten wir zwei weitere Workshops: Im ersten reflektierten wir gemeinsam mit den Schüler:innen soziale Bewegungen in Kolumbien und Deutschland. Der zweite Workshop beschäftigte sich mit Systemen der Unterdrückung, wobei wir mit den Jungen Themen wie Sexismus, Rassismus und Kolonialismus erforschten und mit den Mädchen das Thema Patriarchat und seine Folgen behandelten. Anschließend gab es für die Mädchen Klettertraining mit Klettergurt und Seil, bei dem wir die Bäume erklommen. Dies war ein praktischer Austausch, den wir aus unseren eigenen Erfahrungen aus Waldaktionen in Deutschland einbrachten.

Treffen und Gespräche: Herausforderungen und Perspektiven


Neben den Workshops nahmen wir auch an Treffen mit verschiedenen Gemeinschaften teil, die mit uns ihre eigenen Erfahrungen und Perspektiven teilten. Besonders bewegend war das Treffen in Rosario, wo uns die Gemeinschaft ihre Sichtweise auf den Prozess der vorherigen Konsultation schilderte und uns ihre Bedenken über die geplante Zusammenarbeit mit Parex Resources mitteilte. Ein weiteres wichtiges Treffen fand im Resguardo Mesas de San Juan statt, wo die Mitglieder der Gemeinschaft ihre Ängste und Hoffnungen im Hinblick auf die bevorstehenden Schritte des Unternehmens äußerten.

Es war deutlich, dass die Einheit innerhalb der Gemeinschaft durch die vorangegangenen Konflikte und die unterschiedlichen Meinungen über den Umgang mit Parex Resources auf die Probe gestellt wurde. Dies wurde während vieler Diskussionen sichtbar, die teils sehr kontrovers geführt wurden.

Austausch mit dem Gemeinschaft Mesas de Inca

Eindrücke von der Situation der Gemeinschaft


Trotz unserer begrenzten Zeit und der Tatsache, dass wir nur einen kleinen Ausschnitt der Realität erleben konnten, war es uns nicht entgangen, wie tief die vergangenen Kämpfe Spuren in der Gemeinschaft von Mesas de Inca hinterlassen hatten. Die Mitglieder des Cabildos zeigten großes Engagement für den Widerstand gegen das Unternehmen und den Schutz ihres Territoriums, jedoch war die Unsicherheit über die nächsten Schritte spürbar. Der Prozess der vorherigen Konsultation ist ein bedeutender Schritt der Gemeinde im Bezug auf Strategieentwicklung und Kooperation und wird auch als solcher gefeiert.

 

Fazit


Unser Besuch in Mesas de Inca war eine wertvolle Erfahrung, die uns die Wichtigkeit der Solidarität zwischen den Gemeinschaften und der kollektiven Mobilisierung vor Augen führte. Trotz der Herausforderungen, vor denen die Gemeinschaft steht, haben wir eine enorme Entschlossenheit und einen starken Willen zur Verteidigung des Territoriums erlebt. Wir danken der Gemeinschaft von Mesas de Inca für ihre Gastfreundschaft, ihre Offenheit und die Möglichkeit, Teil ihres Widerstands zu sein.

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