Nachgefragt

Richtig grüne Filzstifte

Text: Paul Walther // Fotos: edding

Erst kürzlich wurde die Produktreihe EcoLine mit dem Bundespreis „ecodesign“ ausgezeichnet. Besonders freuen sich über diese Würdigung Patricia Siebel und ihre Kolleg*innen.

Patricia Siebel leitet seit 2007 die Nachhaltigkeitsaktivitäten bei edding, auch beim Start der EcoLine 2009 war sie dabei. Seitdem wird die Produktreihe kontinuierlich weiterentwickelt. Der Highlighter der EcoLine beispielsweise besteht mittlerweile zu 90 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen auf Zuckerrohrbasis. Der Stift wurde als erster Textmarker überhaupt mit dem Blauen Engel ausgezeichnet. Seit 2020 wird die EcoLine mit Hilfe von Kompensationen klimaneutral produziert. Der CO2-Fußabdruck wird nach anerkannten Standards berechnet und durch Unterstützung von internationalen Klimaschutzprojekten vollständig ausgeglichen. Bis 2024 soll dies für das gesamte Unternehmen gelten.

„Unser Weg soll der hin zur möglichst perfekten Kreislaufwirtschaft sein. Kreislaufwirtschaft heißt für mich, dass wir alle Stifte, die wir verkaufen, zurückbekommen, recyceln und wiederverwenden“ 

Patricia Siebel, Head of CR Coordination

Auffüllen statt Wegwerfen

So ressourcenschonend eine Produktion auch sein kann, bei Markern – wie bei fast allen Produkten – ist es am umweltfreundlichsten, sie wiederzubeleben. Diese Idee ist bei edding tief in der Firmen-DNA verankert. Bereits 1960 war sie den beiden Unternehmensgründern Volker Detlef Ledermann und Carl-Wilhelm Edding ein besonderes Anliegen. Sie haben mit dem edding No. 1 den ersten nachfüllbaren Marker produziert. Heute können viele Marker von edding bis zu 15-mal nachgefüllt und die Lebensdauer dabei enorm verlängert werden. Das spart Geld und ist gut für die Umwelt. Besonders in Deutschland wird diese Möglichkeit allerdings noch selten wahrgenommen. Andere Länder wie Argentinien sind da schon weiter, erklärt Siebel. Wohl auch weil die Verbraucher*innen bei kleinen Investitionen sparsamer sind, werde dort mehr nachgefüllt. Weil auch scheinbar kleine Beiträge beim Schutz der Umwelt am Ende wichtige Bausteine sind, ist es Siebels und eddings Anliegen, Kund*innen besonders auf die Nachhaltigkeit hinzuweisen.

Ein fast vollständiger Kreislauf

Große Kunden weltweit können ausgediente Stifte mit den Returnboxen wieder dem Kreislauf zu führen.

Sollte ein Marker irgendwann nicht mehr nachfüllbar sein, muss das nicht sein Ende sein. Große Kunde*innen wie Banken, Versicherungen und Kommunen weltweit können bei edding die „Return Box“ bestellen. Damit können ausgediente Stifte gesammelt und kostenlos an das Unternehmen zurückgesendet werden. Anschließend werden sie recycelt. Ein Teil des gewonnenen Materials fließt wieder in die Produktion neuer Marker. Das anvisierte Ziel heißt Kreislaufwirtschaft.

Die Stifte der EcoLine bestehen bereits zu 83 Prozent aus sogenannten „Post-Consumer“ Kunststoffen. Weitere Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft sind aktuell noch unwirtschaftlich und wären mit steigenden Transportemissionen verbunden. Chancen für einen noch besseren Kreislauf bieten jedoch technische Innovation sowie das wachsende Nachhaltigkeitsbewusstsein in der Gesellschaft.

Fortschritt braucht Zeit(geist)

Fortschritt braucht auch den entsprechenden Zeitgeist. Diese Erfahrung hat edding schon vor zwölf Jahren bei der Entwicklung einer nachhaltigen Tinte gemacht. 2009 brachte edding den weltweit ersten Highlighter mit Farbe auf Basis von Chlorophyll auf den Markt. Chlorophyll ist der Farbstoff, der Pflanzen grün macht. Aufgrund fehlender Nachfrage schaffte die umweltfreundliche Tinte es damals nicht dauerhaft ins Sortiment. Seitdem wurde die Idee jedoch nicht fallengelassen, sondern weiterentwickelt. Mittlerweile wird über den Relaunch diskutiert.

Doch nicht nur ökologische Nachhaltigkeit ist bei Verbraucher*innen und Unternehmen mittlerweile im Fokus. Auch soziale Aspekte bei der Produktion werden immer kritischer beobachtet. Edding nimmt die unternehmerische Sorgfaltspflicht in Lieferketten sehr ernst. Als Zukunft.Global edding 2017 das letzte Mal besuchte, war das Unternehmen bereits im Prozess, CSR Gesichtspunkte stärker in der Lieferkette zu berücksichtigen.

Lieferant*innen in der Matrix

Bis zu 15mal können die Stifte neu befüllt und dadurch wiederbelebt werden.

Seitdem wurde ein Prozess zur Bewertung von Lieferant*innen etabliert und eine Risikomatrix erstellt, die sowohl ökologische als auch soziale Faktoren berücksichtigt. Im ersten Schritt wird ein Code of Conduct vereinbart. Darin hat edding formuliert, welches Verhalten von Geschäftspartner*innen erwartet wird.

Im Code of Conduct sind die „Herzensthemen“ festgehalten, erklärt Siebel. Es geht zum Beispiel um sichere Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung oder das Verbot von Kinderarbeit und Diskriminierung am Arbeitsplatz. Unternehmen, die dieses Dokument unterschreiben, verpflichten sich zur Einhaltung. Als nächstes wird diese Selbstauskunft überprüft, bewertet und ein Fragenkatalog abgearbeitet, der auch nach Zertifizierungen fragt.

Alle Ergebnisse aus diesem Verfahren fließen in die Risikomatrix ein und führen schließlich zu einer punktebasierten Bewertung. Ein Ampelsystems mit grünen, gelben und roten Kategorien zeigt den Einkäufer*innen schnell, wie die Geschäftspartner*innen abgeschnitten haben. Der Prozess soll Grundstein für langfristige Handelspartnerschaften und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sein. Hinter den Bemühungen steckt auch das Ziel, dass wer „edding“ sagt, zukünftig nicht nur Filzstift meint, sondern auch Innovation und verantwortungsvoller Umgang mit Menschen und Umwelt.

Zerowaste!

Bundesweit setzen sich Menschen engagiert gegen das Wegwerfen und für die Wieder- und Weiterverwendung ein. Die Zerowaste-Bewegung hat das Ziel gemeinsam mit Privatpersonen, Unternehmen und Politik auf die Müllproblematik hinzuweisen. Nachhaltigen Veränderungen sollen eine müllfreie Welt zu befördern. Informationen unter: https://zerowasteverein.de/

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